Die Nummernpläne der Bahndienstwagen



Länderbahn In der Anfangszeit der Eisenbahnen sind Wagen, die für bahninterne Zwecke vorgehalten wurden, nicht in einen speziellen Nummernplan eingegliedert worden. Sie wurden bis 1900 je nach Ursprungstyp in den Plänen für Reisezug- bzw. Güterwagen geführt. In der Folge wurden bei den einzelnen Staatsbahnen einheitliche Nummernpläne für Bahndienstwagen aufgestellt. Bis auf Württemberg wählte man für die Dienstwagen den Nummernkreis ab 700 000 (Württemberg: ab 90 000).


DRG Die Deutsche Reichsbahngesellschaft übernahm den Nummernkreis ab 700 000 von den Länderbahnen.


DB Auch bei der Deutsche Bundesbahn galt zunächst der Nummernbereich ab 700 000 bis zum Beginn der 50er Jahre. Ab 1951 führte die DB ein neues Nummernschema ein, das aus dem Direktionsnamen und einer vierstelligen Nummer aus dem Nummernbereich 1000 bis 4999 für Dienstgüterwagen und 5000 bis 9999 für Bahndienstwagen bestand.

Das noch heute gültige UIC-Nummernschema wurde bei der DB für Bahndienstwagen zum 01.07.72 eingeführt und bis zum heutigen Tage mehrfach modifiziert. So galt bis Ende 1979 als Austauschmerkmal für Bahndienstwagen auf der Basis von Güterwagen oder Tendern grundsätzlich die Kennziffer 30. Erst in den 80er Jahren erfolgte eine Unterteilung in zwei- und dreiachsige (Kennziffer 40) sowie vier- und mehrachsige (Kennziffer 80) Fahrzeuge. Die zwei- und dreiachsigen Wagen tragen Nummern aus dem Bereich 945 bis 956 und vier- und mehrachsige Wagen aus dem Bereich 971 - 979. Innerhalb dieser Wagennummern kann eine Sortierung nach den verschiedenen Verwendungszwecken nicht getroffen werden.

Für Bahndienstwagen der Reisezugbauarten verwendete man die Kennziffer 60 für Inlandsfahrzeuge und die Kennziffer 61 für auch im Ausland einsetzbare Wagen (in erster Linie Messwagen). Es gab jedoch auch Wagen, die die Kennziffer 51 trugen, die eigentlich die Auslandsfähigkeit bei den Reisezugwagen dokumentiert.

Beispiel:

60 80 99-11 091-8

60 = Austauschverfahren
   6 = Sonderaustauschverfahren
   0 = Binnenverkehr

80 = Eigentumsmerkmal (DB)

99 = Gattungskennzeichen (Bahndienstwagen)

11 = techn. Merkmale (bis 120 km/h; Wechselstrom 16 2/3 Hz, 1000 V)

091 = fortlaufende Nummerierung

8 = EDV-Kontrollziffer


DR Die Deutsche Reichsbahn der DDR führte für Bahndienstwagen der Güterwagenbauarten und für solche der Reisezugwagenbauarten verschiedene Nummernpläne ein.
Für die Wagen der Güterzugbauarten wurde analog zu den Güterwagen eine Kombination von drei zweistelligen Zahlen eingeführt.
Beispiel 1:  Feuerlösch-Gerätewagen 75-44-32
Beispiel 2:  Schneepflug 79-14-01

Der erste zweistellige Ziffernblock gab Auskunft über den Verwendungszweck des betreffenden Wagens und die erste Zahl des zweiten Nummernblocks gab einen Aufschluss über die einstellende Direktion. Diese waren

    1  RBD Berlin
    2  RBD Cottbus
    3  RBD Dresden
    4  RBD Erfurt
    5  RBD Greifswald
    6  RBD Halle
    7  RBD Magdeburg
    8  RBD Schwerin

Der dritte zweistellige Ziffernblock beinhaltete schließlich die fortlaufende Nummerierung.

Bahndienstwagen der Reisezugbauarten erhielten ab 1958 ebenso wie die Reisezugwagen eine dreistellige Stamm- und eine dreistellige Ordnungsnummer. Für Bahndienstwagen auf Basis von Reisezugwagen war die erste Ziffer der Stammnummer immer eine "8". In der zweiten und dritten Ziffer der Stammnummer war die Ursprungsbauart verschlüsselt. Diese entsprachen der jeweils ersten und zweiten Ziffer der Reiszugwagen-Stammnummer. Als Beispiel soll hier die Nummer des Wohnwagen 831-307 erläutert werden:
8 = Bahndienstwagen
31 = Nebenbahnwagen - Holz/Stahl (evtl. auch mit Post- oder Gepäckabteil), ehem. Bauart P29

Die Verschlüsselung der Direktion und die laufende Nummerierung ergibt sich aus der Ordnungsnummer
3 = Rbd Dresden
07 = lfd. Nummerierung

Hinter diesem Wagen verbirgt sich übrigens der Wohnwagen mit der späteren Nummer 60 50 99-17 305-2, der nach der Wende in Mahlow abgestellt war und später in Karnin auf der Insel Usedom als Museumsstück erhalten wurde. Mittlerweile wurde er meiner Kenntnis nach jedoch verschrottet.

Noch vor der DB führte die DR zum 01.01.67 die zwölfstellige Wagennummer nach UIC-Standard ein. Bei den Dienstpersonenwagen kann hier in der 7. und 8. Stelle der Verwendungszweck des Wagens und in der 9. Stelle die einstellende Direktion entnommen werden. Alle Dienstwagen auf Reisezugwagenbasis erhielten die Bezeichnung Dienst (vierachsig), Dienst a (dreiachsig) oder Dienst aa (zweiachsig). Die genauere Kenzeichnung der Verwendungsart erfolgte in der Regel jeweils rechts auf jeder Wagenseite. Ausgenommen von dieser Regelung waren lediglich die Wagen der K(atastrophen)-Züge, bei denen auf eine Nennung des Verwendungszwecks wahrscheinlich aus Geheimhaltungsgründen verzichtet wurde.
Bei den Bahndienstwagen der Güterzugwagenbauarten konnte die Direktion der 7. Stelle entnommen werden. Abweichend davon erfolgte die Verschlüsselung der Direktion bei Sonderfahrzeugen, z. B. Kranwagen, in der 8. Ziffer. Für zwei- und dreiachsige Wagen wurden der Nummernbereich 941 bis 948 und 951 bis 958 und für vier- und mehrachsige Fahrzeuge der Nummernkreis 971 bis 978 bzw. 981 bis 988. Darüber hinaus erhielten Sonderfahrzeuge Nummern aus dem Bereich 949 bzw. 979. Bei der DR erhielten sogar Gleisbaumaschinen UIC-Nummern. Diese wurden dem Nummernkreis 979 bzw. 989 zugeordnet. Die Nummernkreise 960 und 980 war Fahrzeugen vorbehalten, die direkt dem Verkehrsministerium unterstanden.

Beispiel:

30 50 979 1029-6 EDK 1000/3

30 = Austauschverfahren (alt)
   3 = Sondermiete
   0 = Binnenverkehr

50 = Eigentumsmerkmal (DR)

979 = vier- und mehrachsige Sonderfahrzeuge

1029
   1 = Rbd Berlin
   029 = fortlaufende Nummerierung

6 = EDV-Kontrollziffer

Für den Bereich der DR gab es darüber hinaus die Besonderheit, dass insbesondere Sonderfahrzeuge eine weitere Kennzeichnung erhielten, die auf den Verwendungszweck und die einstellende Direktion hinwiesen.

"Für die betriebsdienstliche Behandlung erhalten die gleisgebundenen Großmaschinen darüber hinaus eine Kurzbezeichnung sowie eine zwei- bis dreistellige Nummer, die die Kennzahl des Eigentümers (Betreibers) und dessen Zähl-Nr. beinhaltet." Die "Kennzahl des Betreibers" ergibt sich wieder aus der oben genannten Aufstellung der Reichsbahndirektionen.

Nachfolgend sollen einige dieser Kennzeichnungen dargestellt werden

GRE Grabenräumeinheit
MSF Mittlere Schneefräse
SBR Schienenbettreinigungsmaschine
SPM Schneepflug Bauart Meiningen
SPS Schneepflug Bauart Schwedt
SRE Schneeräumeinheit
SUM Schnellumbaumaschine
WBK Weichenbaukran   usw.

Dieser Abkürzung folgte dann eine zwei- oder dreistellige Zahl, von der die erste Ziffer die einstellende Direktion nach dem oben genannten Schema verschlüsselte und die zweite und dritte Ziffer der fortlaufenden Nummerierung diente.

Beispiel:

WBK 165   Weichenbaukran
                    (1 = Rbd Berlin; 65 = fortlaufende Nummerierung)
Hinter dieser Bezeichnung verbirgt sich der Kranwagen mit der Nummer
80 50 980 1301-6

Diese Hinweise sind auch auf Gleisbaumaschinen der DB AG bzw. deren bauenden Tochterunternehmen (DGT) noch zu sehen.


DB AG Die DB AG kennzeichnet international einsetzbare Dienstwagen der Reisezugbauarten mit der Kennziffer 63 (DB = 61, DR = 67). Die Gleisbaumaschinen, die bei der DR noch UIC-Nummern hatten, wurden in das besondere Nummernschema für gleisfahrbare Baumaschinen übernommen (sog. 97er Nummer).

Bei den Aufenthaltswagen der ehem. DR-Standardhilfszüge ist mir wiederholt aufgefallen, dass die Wagennummer, die dem Schema der Reisezugwagen entspricht in der Form der Güterwagen angeschrieben ist. Dies soll an einem Beispiel verdeutlicht werden: Am Aufenthaltswagen 359 mit der (eigentlichen) Nummer 60 80 99-01 506-7 ist die Wagennummer in der Form 60 80 990 1 506-7 angeschrieben. Dies trifft auch auf einen Teil der ICE-Schutzwagen und einige Bauarten der Rettungszüge zu. Andererseits ist mir nur ein umgekehrter Fall bekannt, also dass Güterwagen eine Nummer auf Reiszugwagenbasis erhalten haben. Dabei handelt es sich um die ex-DR Kupplungswagen für die russische Mittelpufferkupplung SA-3. Diese Wagen haben die Nummer 60 80 99-00 4xx-x erhalten. Der Hintergrund für die genannten Abweichungen ist mir leider nicht bekannt. Ich habe aber generell den Eindruck, dass man es mit der Beschriftung der Wagen nicht mehr so genau nimmt. Zum einen ist auf vielen ex-DR-Bahndienstwagen noch immer das Eigentumsmerkmal 50 (obwohl bereits neu vergeben) zu sehen, andererseits ist bei den bereits umgezeichneten Wagen der ex-DR häufig keine Bauartnummer zu finden.

In Kornwestheim habe ich Anfang Juli 2005 bei den Wagen des 75t-Kranzuges gesehen, dass man sich bei der Beschriftung der Begleitwagen (Gerätewagen und Wohn-Schlafwagen) an der ehemaligen DR orientiert hat. Das bedeutet, dass unter der Wagennummer nur noch die Bezeichnung Dienst und die Bauartnummer (die es jedoch bei der DR nicht gab) angeschrieben wurde, z. B. also Dienst 420 oder Dienst 637. Der Verwendungszweck des Wagens wurde an der jeweils rechten Seite des Wagenkastens angeschrieben. Eine phantasiereiche Nummer trägt auch der dazugehörige Schutzwagen der Bauart 816: 40 80 95 50 288-1 (fehlt nur noch der Bindestrich zwischen der 95 und der 50, um mal eine Nummer auf Güterwagenbasis als solche auf Reisezugwagenbasis darzustellen. Diese "Art" der Nummer trägt auch der Schutzwagen 817 des Leipziger 150t-Krans: 80 80 97 80 045-8.

Aus aktuellem Anlass ("Besuch" des Ausbildungszuges Gefahrgut in Berlin-Grunewald 2010/2011) habe ich mir ein paar Gedanken zu den Anschriften an Bahndienstwagen gemacht.




DB Netz AG 2015

Für die bei der DB Netz AG eingesetzten Fahrzeuge gibt es ein Sammelsurium an verschiedenen Nummerierungssystemen, wie das vorstehende Bild und der nachfolgende Überblick eindrucksvoll zeigen:
- Bauartnummernsystematik für Bahndienstwagen und Dienstgüterwagen, z.B. Gerätewagen 633
- Nummernsystem für Bahndienstwagen und Dienstgüterwagen auf Basis von Güterwagen, z.B. 40 80 952 0 ..., 80 80 973 2 ...
- Nummernsystem für Bahndienstwagen auf Basis von Reisezugwagen, z.B. 60 80 99-01 ... (auch gern ohne Bindestrich angeschrieben, also 60 80 9901 ...)
- Nummernsystem für private Bahndienstwagen, z.B. 60 80 092 3 ... bzw. 60 80 092 4 ...
- Nummernsystem für Bahnhofswagen, z.B. Bahnhofswagen 60 067-6
- Nummernsystem für Güterwagen, z.B. 80 80 3948 ...
- Nummernsystem für Reisezugwagen, z.B. 75 80 28-11 ... (auch gern ohne Bindestrich angeschrieben, also 75 80 2811 ...)
- Nummernsystem für Gleisbaumaschinen (sog. VdM-Nummer), z.B. 97 17 50 005 18-5
- Nummernsystem nach UIC 438-4, z.B. 99 80 9 471 001-4
- Nummernsystem für Kleinwagen, z.B. 30.1.057
- Nummernsystem für schienengebundene Geräte, z.B. G 9936 012
- Nummernsystem für Bahndienst-Triebfahrzeuge, z.B. 708 303-3
- Nummernsystem für Lokomotiven, z.B. 92 80 1 203 302-5 D-DB
hinzu kommen noch die EBA-Nummern und die herstellereigenen Fabriknummern von Fahrzeugen.

Auf Grund ihrer Verschiedenheit in Aufbau und Aussage sind Verständigungsschwierigkeiten und Kommunikationsfehlern geradezu vorprogrammiert. Diese Störanfälligkeit soll durch die Einführung eines einheitlichen Nummernsystems, die DB-Netz-Nummer, für alle von DB Netz eingesetzten Fahrzeuge verringert oder sogar vermieden werden. Nach ersten Erkenntnissen ist die neue DB-Netz-Nummer sechsstellig und beginnt mit einer 7, ist also eine Weiterführung der bisherigen Bahndienst-Triebfahrzeugnummer. Sie dient in erster Linie internen Zwecken und ersetzt daher nicht die bisherigen Nummernsysteme.

Neufahrzeuge, wie beispielsweise die Kranwagen der Notfalltechnik, scheinen bereits mit dieser neuen Nummer beschriftet, ebenso einige Altfahrzeuge. Bislang bekannt sind mir folgende Baureihen-Nummern:
- 707 Motorturmwagen MTW 100 (97 99 06 ... bzw. 99 80 9 136 ...)
- 732 Eisenbahnkran KRC 1200 (99 80 9 471 ...)
- 785 Kranauslegerschutzwagen KRC 1200 (99 80 9 570 ...)
- 786 Gegenlastwagen KRC 1200 (99 80 9 377 ...)
- 786.0 Hochleistungsschleifmaschine RGI 60 (99 80 9 427 ...)
- 790 Materialwagen KRC 1200 (99 80 9 570 ...)

Die weitere Umzeichnung vorhandener Fahrzeuge bleibt abzuwarten. Vielleicht sind dann auch mehr Informationen über diese neuerliche Umzeichnungsaktion zu finden.


Quellen: Axel Polnik: MIBA-Report - Dienstfahrzeuge Band 1
 
Peter Driesch: MIBA-Report - Dienstfahrzeuge Band 2
 
EK-Sammelwerk - Die deutschen Reisezug- und Güterwagen
 
Maschinenkunde 1
transpress VEB Verlag für Verkehrswesen
Berlin 1988
 
KWF - Kreis der Wagenfreunde
 
eigene Recherchen



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