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Die Standardhilfszüge der DR |
Mit freundlicher Genehmigung von Kay Hintze, aus dessen Feder dieser Hilfszug stammt. |
Allgemeines Die Hilfszüge der DR zeichneten sich in den fünfziger, sechziger und bis in die siebziger Jahre durch eine außerordentliche Typenvielfalt aus. Es herrschte ein unübersichtliches Sammelsurium an zwei-, drei-, vier- und sogar sechsachsigen Fahrzeugen, die den Anforderungen kaum noch gerecht werden konnten. Teilweise waren die Wagen nur noch für eine Geschwindigkeit von 65 km/h zugelassen. Erst zu Beginn der siebziger Jahre entschied man sich für den Entwurf eines standardisierten Hilfszuges. Zunächst ging man von einer zweiteiligen Einheit aus, bestehend aus Gerätewagen und kombiniertem Mannschafts-Gerätewagen. Dies ließ sich jedoch nicht realisieren, da die für die Verwendung als kombinierte Wagen vorgesehenen Bmh-Wagen nicht verfügbar waren. Schließlich wurde ein dreiteiliger Prototyp gebaut, der aus einem Aufenthaltswagen auf Basis eines Bghw, einem Gerätewagen und einem Energieversorgungswagen (beide auf Basis eines Gbs) bestand und im Bw Leipzig West beheimatet wurde. In einer zweijährigen Erprobungsphase wurde dieser Zug ausgiebig getestet, probezerlegt und dabei Ausrüstung und technische Ausstattung perfektioniert. |
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Farbgebung Bei der DR waren die als Standardhilfszüge bezeichneten Hilfszüge noch in der für DR-Bahndienstwagen üblichen grünen Farbe lackiert. Nach dem Zusammenschluss von DR und DB zur DB AG wurden die Hilfszüge nach und nach in die verkehrsrote Farbe umlackiert. Die ersten Hilfszüge wurden 1998 rot lackiert. Aber sogar im Jahr 2004 gab es noch grüne Züge, so beispielsweise den Hilfszug aus Zwickau, der im April 2004 im AW Wittenberge stand und vermutlich der letzte DR-Hilfszug war, der rot lackiert wurde. Nach dem Umlackieren zeigten sich die Aufenthaltswagen mit grauem Dach und grauem Langträger, während der Wagenkasten und die Stirnseiten komplett in rot gehalten waren. In der Zeitschrift "Modelleisenbahner" (Ausgabe 2/2008) ist jedoch ein Bild (Halberstadt, 1999) eines Aufenthaltswagen zu sehen, der abweichend lackiert wurde. Zu sehen ist die Stirn- und ein Teil der Längsseite des Wagens. Bei diesem Wagen ist der Langträger ebenfalls rot lackiert worden. Die auffälligste Abweichung zeigt jedoch die Stirnseite des Wagens, die im kompletten Bereich der Dachrundung ebenfalls grau lackiert wurde. Leider kann ich aus urheberrechtlichen Gründen das Bild hier nicht zeigen, dankenswerterweise hat mir aber Dietrich Baumgarten ein Bild des Halberstädter Aufenthaltswagens zur Verfügung gestellt (siehe unten). Es müsste sich bei diesem Wagen um den 60 80 99-01 524-0 handeln. Leider ist auf dem Bild wegen Gestrüpps die Farbe des Langträgers nicht zu erkennen. Im Mai 2009 stand im Werk Stendal der 60 80 99-01 513-3 (zuletzt Hilfszug Ulm, davor Görlitz) ohne Drehgestelle. Die führerstandseitige Stirnseite ist in der oben beschriebenen Variante (siehe Bild unten) lackiert, allerdings hat der Wagen graue Langträger. Dieser wurde im Februar 2010 in Stendal verschrottet. [12] Somit gab es mindestens zwei Wagen mit dieser abweichenden Stirnfrontlackierung. |
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Nummerngebung Die Nummerierung der Wagen erfolgte bei der DR nach einem bestimmten Schema. Die Kennzeichnung des Aufenthaltswagens erfolgte nach den für Bahndienstwagen auf Reisezugwagenbasis bestehenden Regelungen. 60 50 99-28 waren die ersten acht Ziffern der Wagennummer, die bei allen Wagen gleich waren. Danach folgte als 9. Ziffer eine Kennzahl für die zuständige Reichsbahndirektion. Diese waren 1 Rbd Berlin 2 Rbd Cottbus 3 Rbd Dresden 4 Rbd Erfurt 5 Rbd Greifswald 6 Rbd Halle 7 Rbd Magdeburg 8 Rbd Schwerin Die 10. und 11. Ziffer dienten dann der laufenden Nummerierung. Nach Übernahme durch die DB AG erhielten die Wagen zusammen mit einigen Begleiterwagen der Bauart 662 (ex-Bghw und ex-Bmhe, Begleiterwagen für Tiefladewagen und Kranzüge) den Nummernkreis 60 80 99-01 5xx-x. Allerdings muss gesagt werden, dass bei vielen Aufenthaltswagen die Nummer in der optisch falschen Form 60 80 990 1 xxx-x angeschrieben worden ist. In der untenstehenden Tabelle sind die Wagennummern daher in der "richtigen" Form angegeben. Auch die Bauartnummer (359) ist nur in einigen seltenen Fällen angeschrieben worden. Auffällig ist auch, dass man die Art der Beschriftung, wie sie bei der DR üblich war, beibehalten hat. Das heißt, unter der Wagennummer steht nur "Dienst". Weitere Angaben über den Verwendungszweck und den Nutzer sind rechts davon am Wagenende platziert. Diese Praxis ist mittlerweile auch auf Bahndienstwagen der ex-DB zu sehen. (Bilder lassen sich durch anklicken vergrößern) Bei den Geräte- und Energieversorgungswagen erfolgte die Nummerierung nach den für Bahndienstwagen auf Güterwagenbasis bestehenden Regelungen. 40 50 94 waren die ersten sechs Ziffern der Wagennummer, die bei allen Wagen gleich waren. Danach folgte die Kennziffer der Reichsbahndirektion (siehe oben) als siebente Ziffer und dann die achte bis elfte Ziffer als fortlaufende Nummerierung. Nach Übernahme durch die DB AG erhielten die Fahrzeuge die Nummern 40 80 940 0 9xx-x, wobei die fortlaufende Nummerierung des Energieversorgungswagens um 50 höher ist, als die des dazugehörigen Gerätewagens. Weitere Details über die Nummerierung der Bahndienstfahrzeuge |
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Besonderheiten/Klärungsbedarf Um ein Einzelstück unter den Aufenthaltswagen 359 dürfte es sich beim 60 50 99-01 500-0 handeln. Dieser gehört zum Hilfszug Rostock und war vorher im Fährhafen Mukran stationiert. Zum Einzelstück macht ihn die Tatsache, dass man ihm Übersetzfenster spendiert hat. Hintergrund ist, dass die Hilfszüge für den Fährkomplex Mukran erst einige Jahre später gebaut wurden und man hier bereits auf Erfahrungen aus dem Umbauprogramm für die Begleiterwagen zurückgreifen konnte. Weitere 359er mit dieser Abweichung sind mir nicht bekannt, wenn man vom 60 80 99-03 000-9 absieht, der jedoch eine andere Vergangenheit hat (kein Aufenthaltswagen eines Standardhilfszuges, sondern ehemaliger Bettenwagen eines K-Zuges). Meines Erachtens ist dieser 60 80 99-03 000-9 in die Bauart 359 fälschlicherweise einsortiert worden, da es sich bei ihm um den ehemaligen 60 50 99-28 317-4 und somit um den Unterrichtswagen 1 des Ausbildungszuges Havariedienst handelt. Für vierachsige Unterrichtswagen der DR wurden jedoch die Bauartnummern 345, 346 und 347 vergeben. Weitere Informationen zu diesem Wagen und ein Bild sind auf der Seite über den Ausbildungszug Gefahrgut zu finden. Für den Fährkomplex Mukran wurden 1986 zwei Hilfszüge in Dienst gestellt. Es handelt sich dabei um einen Normalspur- und aufgrund der weitläufigen breitspurigen Gleisanlagen um einen Breitspur-Zug. Bei letzterem wurde zunächst auf einen Aufenthaltswagen verzichtet, der aber seit 1990 den Zug vervollständigte. Bei diesem Aufenthaltswagen (60 50 99-28 517-9), der übrigens auf Y27-Drehgestellen lief, soll es sich nach Polnik [3] um einen ehemaligen Krankenwagen aus einem der K-Züge der DR handeln. Diese Behauptung ist allerdings nicht zutreffend, da es sich um einen ehemaligen Begleiterwagen handelt. Der Wagen existiert heute noch unter der Nummer 60 80 99-01 534-9. Weiterhin erwähnenswert ist, dass in den Umbau in die Aufenthaltswagen mit Baujahr 1965 die ältesten Bghw-Wagen (Beginn der Serienproduktion Sommer 1965) herangezogen wurden, die die DR aufzubieten hatte. Diese sind heute noch vorhanden (60 80 99-01 511-7 und 60 80 99-01 526-5). Daneben gab es noch weitere Wagen mit Baujahr 1965, die jedoch teilweise bereits ausgemustert wurden. Mit dem Seelzer 60 80 99-01 509-1 ist außerdem auch der Prototyp für die Aufenthaltswagen aus dem (Umbau-)Jahr 1975 weiterhin im Einsatz. Im Wikipedia-Artikel zu den Einheits-Hilfszügen wird dargestellt, dass die noch im Einsatz befindlichen Energieversorgungswagen moderne schallisolierte und emissionsarme Aggregate erhalten haben. Eventuell in diesem Zusammenhang steht eine Beobachtung meinerseits, dass einige Energieversorgungswagen an der Stirnseite in Fahrtrichtung links direkt unter der Dachrundung eine Art Lüftungs- oder Auspuffrohr oder ähnliches erhalten haben. Dies kann anhand der beiden nachfolgenden Bilder verdeutlicht werden: (Bilder lassen sich durch anklicken vergrößern) Beide Bilder zeigen den Lichtenberger Energieversorgungswagen 40 80 940 0 963-1. Das erste Bild entstand am 18.04.03 und das zweite am 29.01.06. Eine ähnliche Vorrichtung trägt auch der Seddiner Energieversorgungswagen 40 80 940 0 962-3. Hat diese Vorrichtung mit dem Umbau der Aggregate zu tun und wurde bei dieser Gelegenheit der in der Ursprungsausführung auf dem Dach befindliche Auspuff/Schalldämpfer entfernt? Die nachfolgenden Bilder zeigen die Inneneinrichtung des Seelzer Aufenthaltswagen 60 80 990 1 509-1. (Bilder lassen sich durch anklicken vergrößern) Die beiden nachfolgenden Bilder zeigen die Inneneinrichtung des Gerätewagens. (Bilder lassen sich durch anklicken vergrößern) |
Update |
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Verbleib Nach dem Zusammenschluss von DR und DB zur DB AG sind einige DR-Standardhilfszüge bzw. Einheitshilfszüge (EHZ), wie sie nunmehr heißen, auch an Standorte in den alten Bundesländern umbeheimatet worden. Vielerorts gab es jedoch Probleme, da ein dreiteiliger Zug längere Aufstellgleise benötigt als ein einzelner Wagen, wie er in der Bauart 388 über Jahrzehnte bei der DB üblich war. Teilweise musste auf die Aufstellung des Aufenthaltswagens verzichtet werden. Bei dieser Gelegenheit merkte man auch, dass die Revision und auch die laufende Unterhaltung eines dreiteiligen Zuges wesentlich kostenintensiver war, als für einen einzelnen Einheitshilfsgerätewagen der Bauart 388. Andererseits wurden auch zahlreiche Hilfszüge ausgemustert und immer mehr Wagen werden auch anderen Verwendungen zugeführt. So wurde ein Wagen (40 80 946 0592-5) in einem Spülzug eingesetzt. Ein Bild dieses Wagens, der übrigens grau lackiert wurde, ist bei Heinrich Priesterjahn zu finden. Ein weiterer Wagen (40 80 940 0 978-9) erhielt einen ozeanblauen Anstrich, das Dieselaggregat wurde ausgebaut und das stirnseitige Führerstandsfenster verschlossen. Dieser Wagen ist im Signalbauzug von DB Netz weiterhin deutschlandweit im Einsatz. In einem Spritzzug der Fa. J.M. Lauff GmbH, Köln ist der Aufenthaltswagen 60 80 990 1 532-3 sowie neuerdings auch der Gerätewagen 360 40 80 940 0 927-6 eingestellt. Während der Aufenthaltswagen im für Spritzzüge üblichen grau lackiert wurde ist der Gerätewagen weiterhin in rot unterwegs. Im Dezember 2012 wurden einige der in Berlin-Grunewald hinterstellten Aufenthaltswagen sowie ein Geräte- und ein Energieversorgungswagen an die Eisenbahn Bau- und Betriebsgesellschaft Pressnitztalbahn mbH (PRESS) verkauft und im Januar 2013 aus Berlin abgefahren. Wann und in welcher Form diese wieder im Betriebsdienst auftauchen bleibt abzuwarten. Verkauft wurde auch der 60 80 990 1 534-9. Neuer Eigentümer ist die Usedomer Eisenbahn Gesellschaft. Ebenfalls verkauft wurden drei Energieversorgungswagen an die Mitteldeutsche Eisenbahn GmbH (MEG), aus denen vermutlich ein neuer MEG-eigener Hilfszug entstehen soll. Schließlich haben auch einige Wagen den Weg zu Museumseisenbahnen gefunden: 40 50 943 0409-5 (ex Energieversorgungswagen Hilfszug Bw Chemnitz) Dampfzug-Betriebs-Gemeinschaft e.V. Loburg Die "Veluwsche Stoomtrein Maatschappij (VSM)" in Holland hat die folgenden Wagen in ihren Bestand übernommen: 40 50 941 0736-5 Energieversorgungswagen (RAW "Einheit" Leipzig 1978/12) 40 50 943 0411-1 Gerätewagen (RAW "Einheit" Leipzig 1978/26) und 40 50 941 0415-2 Energieversorgunsgwagen (RAW "Einheit" Leipzig 1978/32) Im März 2014 wurde der Gerätewagen 360 40 80 940 0 901-1 an die luxemburgische Museumsbahn Train 1900 - AMTF abgegeben. Im Zuge der ab Ende 2014 begonnen Lieferung neuer Hilfsgerätewagen (99 80 9 370 0xx-x) konnten erneut überzählige EHZ abgestellt werden. Dabei wurden die in aller Regel über viele Jahre zusammenlaufenden Einheiten aus Aufenthaltswagen (Ehz-A) 359, Gerätewagen (Ehz-G) 360 und Energieversorgungswagen (Ehz-E)361 auch zu neuen Einheiten für die verbleibenden EHZ-Standorte zusammengestellt. So bilden beispielsweise die ehemals Neustrelitzer G und E und der ehemals Stendaler A den neuen Seddiner EHZ. |
Update |
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Liste der mir bekannten Hilfszüge Nachfolgende Aufstellung zeigt die mir bekannten Einheitshilfszüge der DB AG mit den einzelnen Wagennummern. Soweit vorhanden sind auch historische Bilder aus DR-Zeiten enthalten. Angegeben ist auch der Zeitpunkt der Sichtung, da durch Umorganisation und Aufgabe von Standorten eine Reduzierung der Hilfszüge eingetreten ist. Damit einhergehend wurde oftmals auch die Umbeheimatung einzelner Züge notwendig. Soweit bekannt, sind zu den einzelnen Wagen auch die ehemaligen DR-Wagennummern angegeben. Im Bauartverzeichnis sind zu weitere Bilder zu den Aufenthaltswagen 359, Gerätewagen 360 und Energieversorgungswagen 361 zu finden. (Bilder lassen sich durch anklicken vergrößern)
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Quellen: - [1] DIE-Archiv: Einheitshilfszug - [2] Homepage von Heiko Krolupper - [3] MIBA-Report: Dienstfahrzeuge (1) - [4] Dipl.-Ing.-Ök. Gottfried Köhler: Standardhilfszug der Deutschen Reichsbahn, in: Eisenbahn-Jahrbuch 80 - [5a] "Vom Standard zur Einheit (Teil 1)" von Rainer Heinrich, in: Modelleisenbahner 8/2008 - [5b] "Vom Standard zur Einheit (Teil 2)" von Rainer Heinrich, in: Modelleisenbahner 10/2008 - [6] Leserbrief von Hans Ouwerkerk zu den Wagen bei der VSM in: Modelleisenbahner 10/2008 - [7] Eisenbahn-Kurier Special 82 - Umbau- und Reko-Wagen von DB und DR - [8] Wikipedia - Einheits-Hilfszug - [9] DB-Hilfszüge, in: Eisenbahn Illustrierte 1/94 - [10] Ausstellungskatalog "150 Jahre RAW Potsdam" - [11] Burmeister - Der Standardhilfszug der Deutschen Reichsbahn - [12] www.bghw-wagen.de - Eigene Beobachtungen und Recherchen |
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Letzte Änderung: 06.09.2015 © www.bahndienstwagen-online.de (Thomas Linberg) |